Pierrot Lunaire

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Eine Nacht. Ein Leben


Nach Pierrot Lunaire op. 21 von Arnold Schönberg

Text von Albert Giraud / Otto Erich von Hartleben


Ein Film von Oliver Herrmann



Christine Schäfer ist Pierrot Lunaire. 1997 spielte sie Pierrot am Théâtre du Chatelet in Paris, daraufhin entstand eine Aufnahme mit Pierre Boulez. Zusammen mit Oliver Herrmann wurde die Idee geboren, aus diesem Liedzyklus einen Film zu machen. Einen Film, der die traditionellen Formen klassischer Musik im Fernsehen sprengt – einen Film, der nicht gefällige Bilder zur Musik zeigt, sondern das Drama Pierrot Lunaire in unsere Welt rettet.

 

Synopsis


Ein endlos scheinender Flur verbindet einundzwanzig Zimmer, wie die Gedichte von Giraud durch die Musik von Schönberg und die Stimme von Pierrot verbunden sind. Hinter jeder Tür eine Überraschung, ein anderes Zauberzimmer, wie einundzwanzig Gedanken in Pierrots Kopf.


Zwei Pierrots sind ein Pierrot. Der eine erzählt die Geschichte, der andere lebt Pierrots Leben und seine Abenteuer. In den Gedichten spricht (singt) entweder Pierrot selbst oder eine dritte Person - der Erzähler. Beide sind die Extreme einer Person. Also ist Christine Schäfer zwei Pierrots, äußerlich kaum zu unterscheiden, nur durch die Augen, aber doch nur eine Person. Zwei Seiten eines Menschen.


Hinter den Türen an verschiedenen Orten begegnet Pierrot seinem zweiten Ich. Bewundert oder haßt ihn für die Dinge, die er tut. Er sieht sich auf den Reklamewänden des Time Square, beobachtet sich auf der Drehscheibe einer Peepshow und begegnet sich zwischen blutigen Tierhälften in einem Schlachthaus. Pierrot stößt Pierrot vom Dach eines Hochhauses. Wie in einem bösen Traum erscheint er immer wieder und wieder. Schließlich fällt er im freien Fall in die Schluchten der Stadt und sieht die Stationen der Nacht in den Fenstern vorbeirauschen.


Zeit und Raum lösen sich auf, es entsteht ein surreales Bild der Stadt des 21. Jahrhunderts. Pierrot ist allein, so allein, wie man nur zwischen vielen Menschen sein kann. Die Stadt verschluckt ihn und spuckt ihn an anderer Stelle wieder aus. Passanten gehen an Pierrot vorbei, ohne das geringste von dem zu wissen, was in ihm vorgeht, welche Musik in ihm ist.

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